Interview mit Malieh Taherkani, die seit 2004 in Deutschland lebt und im Hamburger Nachbarschatz als Erzieherin arbeitet.
Malieh, wir hören jeden Tag, wie grausam das iranische Regime gegen Oppositionelle vorgeht. Inzwischen werden Demonstranten sogar hingerichtet. Gleichzeitig bist du in Hamburg und musst in deinen Job funktionieren. Wie schaffst du das?
Meine Kolleginnen und Dagmar, meine Chefin, unterstützen mich. Nach der Arbeit organisiere und besuche ich Demos, und übersetze in die iranische Gebärdensprache. Wenn ich Unterschriften sammle, unterschreiben alle. Sogar die Eltern der Kita-Kinder.
Wie können wir uns mit dir und deinen Landsleuten solidarisch zeigen?
Wir brauchen ganz viel Öffentlichkeit. Das Terrorregime muss wissen, dass die ganze Welt verfolgt, was es macht, nämlich Unschuldige, die für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte protestieren, werden eingesperrt, gefoltert und getötet. Sogar Menschen, die gar nicht auf der Straße waren und nur mit den Protestierenden sympathisieren, werden inhaftiert. Darüber müssen Medien weltweit berichten. Und es braucht Sanktionen.
Was genau meinst du?
Der Iran, der übrigens Kriegswaffen nach Russland liefert, kann kein Handelspartner für Deutschland und die Europäische Union sein. Demokratie und Menschenrechte sind weitaus wichtiger als ein Atomabkommen mit einem Mullah-Regime. Viele Kinder dieser Regimeangehörigen, die dafür gestimmt haben, dass Oppositionelle hingerichtet werden, führen ein angenehmes Leben außerhalb des Irans. In demokratischen Ländern. Dieses Privileg sollte man ihnen nehmen.
Ich bin froh, dass die UN den Iran jetzt aus der Frauenrechtskommission geworfen hat. Das gibt mir Hoffnung, dass wir gehört werden.
Danke, liebe Malieh, viel Kraft für das nächste Jahr und eine kleine Zeile aus einem Gedicht von Hilde Domin, die auch lange im Exil gelebt hat:
Nicht müde werden, sondern dem Wunder
Leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten